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Geologie
Seine merkwürdige Bumerang-Form verdankt El Hierro einem gigantischen Erdrutsch vor ca. 50.000 Jahren. Vor diesem Ereignis muss man sich die Insel als eine bis zu 2600 m hohe Vulkanpyramide vorstellen, die sich nach Westen hin neigte. Durch Erosion und das enorme Eigengewicht löste sich etwa 300 km³ Masse und stürzte ins Meer hinab. Man schätzt, dass diese riesigen Felsmassen bei ihrem Einsturz eine bis zu 100 m hohe Flutwelle verursachten. Die stehen gebliebene Hälfte ist heute als die berühmte Landschaft El Golfo bekannt.
Die letzte Eruptionswelle fand zwischen 4000 und 1000 v. Chr. statt. Damals brachen im Süden und Nordosten mehrere Vulkane aus und ergossen ihre Laven über die Hänge. Zu dieser Zeit entstand auch der Höhlentunnel Cueva de Don Justo. Mit ca. 6 km Länge gehört er zu den größten der Welt. Der Eingang ist bei der Küste von La Restinga zu finden. Der jüngste Vulkanausbruch auf der Insel ereignete sich 1793 am Lomo Negro, der letzte submarine Ausbruch fand 2012 statt.
Im Vergleich zu den anderen Kanarischen Inseln gibt es auf El Hierro ziemlich wenige Schluchten (Barrancos). Die Insel ist bekannter für ihre leicht gewellten Hochebenen und ihre fast senkrecht abfallenden Hänge. Vermutlich liegt die Ursache in dem geologisch jungen Alter der Insel. Die Erosionskräfte konnten noch nicht lange genug ihr Werk verrichten, um solche Landschaften zu formen, wie sie auf den anderen Inseln vorzufinden sind.
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Flora
Die Küstengebiete sind felsig und trocken und steigen rasch an. Hier können sich in Höhen bis etwa 200 bis 400 Meter nur wenige Pflanzenarten behaupten, wie zum Beispiel die Dickblattgewächse und Euphorbien (Wolfsmilchgewächse). Sie können das wenige, ihnen zu Verfügung stehende Wasser gut speichern. Wichtige Vertreter sind die Kandelaberwolfsmilch oder der Dachwurz.
Im Grenzbereich zwischen Küste und Gebirge bis ca. 800 Meter Höhe, der halbfeuchten Montanstufe, wachsen Sukkulenten, Agaven und Kakteen, wie der eingebürgerte Feigenkaktus (Opuntie). Die Landschaften dieser Höhenstufe waren früher auch relativ dicht bewaldet. Von dem einst ausgedehnten Wacholderwald im Westen sind heute nur noch ausgedünnte Reste im Südwesten erhalten. Hier bei El Sabinar trotzen mehrere Exemplare, einige seit über hundert Jahren den Fallwinden von den Bergen. Dieser hat sie zu einem bizarren Bild gebeugt und verdreht. Ebenfalls in der Montanstufe sind, wenn auch eher selten, die Kanarische Palme und der Drachenbaum sind auf El Hierro zu finden.
An die Montanstufe schließt die nebelfeuchte Vegetatioszone an. Je nach Lage erstreckt sie sich auf El Hierro von etwa 800 bis 1300 Meter oder von ca. 1.000 bis 1.500 Meter. Typische Vertreter für in dieser Stufe vorkommenden Wälder sind der Monteverde und der Pinar.
Im Norden und Nordosten der Insel wachsen bereits ab etwa 500 Meter Höhe unter anderem Farne, Moose und Hartlaubgewächse. Auf die ersten Lorbeerbäume trifft man z.B. um Valverde über 600 Meter Höhe. Zusammenhängende Bestände dieses Baumes finden sich nur noch in kleinen Kolonien innerhalb der Fayal-Brezal-Waldflächen des Monteverde. Vereinzelt stehen auch Exemplare des über 20 Meter hohen Zedern-Wacholder. Dominierende Arten dieses Waldtyps sind jedoch Gagelbäume und Baumheide. Zusammen mit niedriger wachsenden Arten, wie verschiedenen, Farnen bilden sie einen dickichtartigen, fast undurchdringlichen Urwald.
Ihren Feuchtigkeitsbedarf stillen die wasserreichen Wolken des Nordostpassats. Die feuchtwarmen Luftmassen werden durch die Bergregionen El Hierros blockiert und zum Aufsteigen gezwungen. Mit dem Erkalten der Luft kondensiert Wasser, dass an den Bergen und Hängen als Regen fällt. Und selbst dann, wenn kein Regen fällt entnehmen die Pflanzen dem Wolkennebel das benötigte Wasser. Die Bäume »melken« sozusagen die Wolken.
Auf Höhen ab 1.000 bis 1.500 Meter Höhe sind die Kanarischen Kiefern weit verbreitet. Schon die Bezeichnung »Pinar« für den von Kiefern dominierten Wald, der von Osten zum Grat der Cumbre ansteigt, ist eindeutig. Er leitet sich vom spanischen Wort für Kiefer, »Pino«, ab. Die Kanarische Kiefer kann bis zu 60 m hoch wachsen. Der Nadelbaum hat sich an die vulkanische Umgebung bestens angepasst und gilt als Überlebenskünstler.
Bildergalerie – Flora
Fauna
Rund 5.000 Insektenarten bevölkern El Hierro. Schmetterlingsfreunde können sich z.B. über den Monarchfalter, den nur auf den Kanaren heimischen Admiral und den einzig auf El Hierro vorkommenden Samtfalter freuen. Bienen wurden erst vom Menschen auf El Hierro eingeführt. Vorher übernahmen Hummeln ihre Aufgaben in der Natur. Die El Hierro-Hummel unterscheidet sich von den bei uns bekannten Exemplaren durch ein weißes Hinterteil. Den Insektenluftraum bevölkern auch Libellen und der auf den Kanaren San Antonio genannte Marienkäfer ist etwas größer als die bei uns bekannten Tiere.
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Unter der Meeresoberfläche tummeln sich ebenfalls jede Menge Bewohner. Es gibt verschiedene Haiarten, Delfine und Wale, außerdem Meeresschildkröten, Brassen, Thunfische, Muränen und Tintenfische, aber auch Quallen und Seeigel. An den Ufern haben u.a. Krebse und Schnecken ihre Heimat.
Zu den zahlreichsten Vertretern der kanarischen Tierwelt gehören Eidechsen und Geckos. Die sehr scheuen Tierchen wird man ständig an sich vorbeihuschen sehen oder hören. Mit Bananen oder anderen Essensresten kann man sie anlocken und von Nahem betrachten. Besonders sympathisch sind die kleinen Geckos, die sobald es dunkel wird überall an den Hauswänden sitzen und auf ihre Leibspeise, Insekten, warten.
Berühmt ist El Hierro für die endemische Rieseneidechse Lagarto gigante. Das Reptil galt lange Zeit als ausgestorben. Sie wird bis zu 75 cm groß und ist in der Zuchtstätte des Ecomuseo Guinea bei La Frontera zu bewundern.